Die Lockdowns rund um die Corona-Pandemie haben die Art, wie wir arbeiten, nachhaltig verändert. Für viele Arbeitnehmende ist Homeoffice mittlerweile selbstverständlich, aber auch der Ruf zurück ins Büro wird lauter.
Doch es muss nicht nur eins von beidem sein: Durch hybrides Arbeiten (oder auch Blended Work) lassen sich sowohl der Wunsch nach Anwesenheit durch Arbeitgebende, als auch das Bedürfnis nach Homeoffice vereinen. Wir geben dir Tipps, wie du dafür die Grundlagen in deinem Unternehmen legen kannst.
Inhalt
Was bedeutet “Hybrides Arbeiten”?
Hybrides Arbeiten (auch bekannt als „Blended Work“) bezeichnet ein Arbeitsmodell, das Präsenzarbeit im Büro mit ortsunabhängiger remote Arbeit, z. B. im Homeoffice, kombiniert. Damit sollen die besten Aspekte aus beiden Welten vereint werden:
- Flexible Arbeitsorte: Mitarbeitende arbeiten teils im Büro, teils von zu Hause oder einem anderen Ort (mobiles Arbeiten) aus. Das bietet ihnen mehr Freiheit bei der Gestaltung ihrer Arbeitsweise.
- Individuelle Zeiteinteilung: Oft ist bei Hybrid-Arbeitsmodellen die Arbeitszeit flexibel gestaltbar, zum Beispiel durch Gleitzeit.
- Technologie als Unterstützung: Digitale Tools, z. B. Videokonferenzen, Cloud-Dienste, Projektmanagementsoftware oder digitale Zeiterfassung, ermöglichen die Zusammenarbeit von remote Arbeitskräften.
- Rahmen schaffen: Regeltermine geben eine gemeinsame Struktur für Mitarbeitende vor Ort und remote.
Das sind die Vorteile von Hybrid Work
Wer Homeoffice oder oder hybride Arbeitsmodelle im Unternehmen ermöglicht, sichert sowohl dem Unternehmen, als auch den Mitarbeitenden viele Vorteile:
1. Höhere Arbeitgeberattraktivität: Unternehmen mit flexiblen Arbeitsmodellen gelten als modern, mitarbeiterfreundlich und innovativ. Besonders bei der Generation Y und Z ist orts- und zeitflexibles Arbeiten ein zentrales Kriterium bei der Arbeitgeberwahl, sodass man hier einen Vorteil gegenüber ortsgebundenen Arbeitsstätten bietet.
2. Größerer Talentpool und mehr Inklusion: Ohne feste Büropräsenzpflicht können Unternehmen überregionale oder sogar internationale Talente anwerben. Auch Menschen mit Einschränkungen oder familiären Verpflichtungen (z. B. Pflege, Kinderbetreuung) können dadurch besser einbezogen werden.
3. Gesteigerte Produktivität: In vielen Fällen ist die Konzentration zuhause höher als im Büro. Mitarbeitende können dadurch in ihren produktiven Phasen besser arbeiten. Das erhöht die Effizienz. Zudem fällt das Pendeln als Stressor im Alltag weg – auch das ist ein Plus für die Produktivität.
4. Bessere Krisenfestigkeit: Unternehmen mit hybriden Strukturen können rasch auf Krisen (wie z. B. Pandemien, Streiks, Wetterextreme) reagieren. Durch eine technische Infrastruktur, klare Kommunikationsregeln und dezentrale Teams bleiben Organisationen auch in Ausnahmesituationen anpassungsfähig.
5. Bessere Work-Life-Balance: Wer weniger pendelt, spart Zeit und Stress. Außerdem bietet Blended Work deinen Mitarbeitenden die Möglichkeit, berufliche und private Verpflichtungen flexibler zu koordinieren (z. B. Arzttermine, Familienzeiten). Zudem können mehr Eigenverantwortung und Gestaltungsspielraum im Arbeitsalltag wertvolle Motivatoren für deine Mitarbeitenden sein.
6. Höhere Zufriedenheit und Bindung: Mitarbeitende, die Arbeitsort und -zeit wählen können, sind oft zufriedener und loyaler gegenüber ihren Arbeitgebenden. Das sorgt für eine geringere Fluktuation im Team und weniger Aufwände für Neueinstellungen.
7. Mehr Eigenverantwortung: Hybrides Arbeiten lebt von der selbstständigen Organisation jedes Einzelnen. Soft Skills wie Zeitmanagement und Priorisierung werden gefördert. Insbesondere in agilen Teams sind das wichtige Fähigkeiten, um den Projekterfolg voranzutreiben.
Blended Work fördert Vertrauen und priorisiert Ergebnisse statt Anwesenheit. Wer dieses Modell gut umsetzt, schafft ein Umfeld, in dem sich sowohl Mitarbeitende als auch Unternehmen weiterentwickeln und erfolgreich sein können.
9 Tipps, wie du Hybrides Arbeiten in dein Unternehmen bringst
Doch wie schafft man es, Präsenzarbeit und Remote Work reibungslos miteinander zu vereinen? Hier bedarf es einiger konkreter Maßnahmen, aber auch ein Umdenken in der Unternehmenskultur, damit eine gute Zusammenarbeit in einem hybriden System möglich wird. Dafür findest du hier 9 Tipps, mit denen du die Einführung des modernen Arbeitsmodells in deinem Unternehmen unterstützen kannst:
Tipp 1: Möglichkeiten für Homeoffice, mobiles Arbeiten oder Co-Working evaluieren
Möchtest du Blended Work im Unternehmen etablieren, empfiehlt es sich, erst einmal auszuwerten, was für eure individuelle Konstellation möglich ist. Wollt ihr euren Mitarbeitenden mobiles Arbeiten ermöglichen, oder könnt ihr gar das Homeoffice einrichten? Dürfen Mitarbeitende auch aus dem Ausland remote arbeiten? Soll es eine Homeoffice-Pauschale geben, oder gibt es einen Co-Working-Zuschuss für externe Arbeitsplätze? Überlege, welche Angebote ihr euren Mitarbeitenden machen könnt und unter welchen Bedingungen diese genutzt werden können.
Tipp 2: Technik und Support sicherstellen
Möchtest du deinen Mitarbeitenden mobiles Arbeiten ermöglichen, muss die technische Infrastruktur dafür bereitstehen. Das fängt mit der passenden Hardware (Laptop, Maus, Tastatur, Kopfhörer) an und geht mit Tools und sicheren Daten-Zugängen weiter. Hier sind die Admins im Haus gefragt, um die Einrichtung der Geräte inklusive VPN-Zugänge, Kollaborations-Systemen wie Asana, Jira, Slack oder Teams, sowie Passwort-Manager vorzunehmen.
Wichtig ist in diesem Kontext, Mitarbeitende für Themen wie Datenschutz oder auch Arbeitssicherheit im Homeoffice zu sensibilisieren. Hier kann es hilfreich sein, Schulungen und Aufklärungsgespräche mit den Teammitgliedern durchzuführen.
Tipp 3: Chronoworking ermöglichen durch flexiblere Arbeitszeiten
Jeder Mensch hat einen anderen Biorhythmus: Einige schaffen in den Morgenstunden die meiste Arbeit, während andere erst spät abends aktiv werden. Wenn Arbeit zu diesen Zeiten möglich ist, steigen Produktivität, Gesundheit und Zufriedenheit im gesamten Team. Das ist die Idee von Chronoworking.
Durch Gleitzeitmodelle ermöglichst du deinen Mitarbeitenden, nach ihrem individuellen Biorhythmus zu arbeiten. Zusätzlich ermöglicht asynchrone Kommunikation die Zusammenarbeit von Frühaufstehern und Nachtaktiven, wenn sie gerade keine Überschneidung der Arbeitszeit haben, zum Beispiel durch Chat-Nachrichten via Slack. Apropos Kommunikation: Mitarbeitende sollten sich untereinander über ihre produktiven Zeiten austauschen, um sich besser aufeinander einzustellen. Hier können Statusanzeigen in Teams oder Slack hilfreich sein, mit denen Mitarbeitende zeigen können, ob sie gerade Fokuszeit haben, erreichbar oder offline sind. Auch Tools zur digitalen Zeiterfassung wie Personizer machen Anwesenheiten transparent.
Tipp 4: Klare Rahmenbedingungen für Erreichbarkeit schaffen
Trotz flexibler Arbeitszeiten sollte es auch Zeiten geben, in denen alle Teammitglieder erreichbar sein sollten. Das ist wichtig, um direkte Absprachen zu ermöglichen oder in wichtigen Fällen schnell reagieren zu können.
Vereinbare im Team deswegen Kernarbeitszeiten, in denen die Erreichbarkeit aller Mitarbeitenden gewährleistet ist. Feste Kernzeiten bieten darüber hinaus den Vorteil, dass die Grenzen zwischen Arbeits- und Freizeit nicht allzu sehr verschwimmen – das schützt besonders eifrige Mitarbeitende.
Möglicherweise sind auch Anwesenheits-Tage sinnvoll, an denen Face-to-Face Absprachen im Büro Priorität haben. Meeting-freie Tage hingegen können etabliert werden, um remote Mitarbeitenden Ruhe zu geben, um Aufgaben konzentriert zu erledigen.
Tipp 5: KI am Arbeitsplatz als Ergänzung nutzen
Künstliche Intelligenz kann bei der Automatisierung und Unterstützung in verschiedenen Unternehmensbereichen hilfreich sein. So können wiederkehrende Aufgaben automatisch verteilt, häufig gestellte Fragen von Chatbots im Support beantwortet oder sogar neue Bewerbende KI-gestützt vorausgewählt werden.
Aber: KI sollte immer nur als Ergänzung, niemals als Ersatz genutzt werden. Insbesondere im Recruiting kann es für Bewerbende eine sehr negative Erfahrung sein, im Erstkontakt nur mit einer KI zu kommunizieren. Schließlich wollen sie das Team hinter dem Unternehmen kennenlernen, und die Menschen, mit denen sie zukünftig möglicherweise zusammenarbeiten sollen.
Künstliche Intelligenz kann eine hilfreiche Technologie sein, um sich wiederholende Arbeit zu reduzieren oder sogar kreativ ins Sparring zu gehen. Die menschliche Kommunikation sollte damit aber auch bei Blended Work-Konzepten niemals komplett ersetzt werden.
Tipp 6: Digitales Socializing fördern
Die soziale Komponente der Zusammenarbeit darf bei der Einführung von Blended Work nicht unterschätzt werden. Gerade im Homeoffice kann es schnell einsam werden. Und wenn Austauschformate fehlen, in denen nicht nur über Arbeit gesprochen wird, ist es schwer, ein Teamgefühl aufzubauen.
Deswegen ist es empfehlenswert, virtuelle Begegnungen auch jenseits des Arbeitskontexts zu etablieren. Das können virtuelle Kaffeepausen oder Afterworks, Online-Teamspiele oder Quizze sein. Niederschwelliges Socializing ist auch durch persönliche Check-in-Fragen in Meetings möglich. Darüber hinaus können Formate wie Retrospektiven hilfreich sein, um über die Zusammenarbeit zu sprechen und mögliche Reibungspunkte aufzulösen.
Tipp 7: (Büro-) Räume neu denken
Je nachdem, welche Art von Aufgabe zu erledigen ist, kann die Raumgestaltung die Effizienz mindern oder unterstützen. Dafür können unterschiedliche Räume für verschiedene Bedürfnisse eingerichtet werden. Das hört beim eigenen Schreibtisch und dem typischen Meetingraum noch nicht auf.
Kleine, abgeschlossene Räume können beispielsweise für fokussiertes Arbeiten oder für sensible Absprachen genutzt werden. Offene Räume mit Whiteboards und Hockern laden zum kreativen Austausch ein, Lounge-Ecken bei der Kaffeemaschine für spontane Gespräche. Mit unterschiedlichen Zonen wird es Mitarbeitenden leichter gemacht, unterschiedliche Aufgaben zu bewältigen – und auch die Anwesenheit im Büro wird dadurch etwas attraktiver.
Tipp 8: Desk Sharing einführen
Ist das Team für noch mehr Flexibilität zu haben, kannst du Desk Sharing im Büro ermöglichen. Hierbei werden Mitarbeitenden keine festen Schreibtischplätze mehr zugewiesen. Stattdessen können sich Personen, die ins Büro kommen möchten, in einem Buchungssystem ihren Arbeitsplatz für den Tag buchen.
Der Vorteil: Statt dass Plätze leer bleiben, werden Räume und Arbeitsplätze flexibler eingesetzt. Im besten Fall kannst du dadurch sogar Büroflächen und damit verbundene Kosten sparen. Diese Möglichkeit sollte allerdings im Team geklärt werden, da viele Personen trotz hybrider Arbeit Wert darauf legen, ihren “eigenen” Platz im Büro zu haben.
Eine gute Alternative zum Desk Sharing im eigenen Büro kann auch die Subventionierung eines Arbeitsplatzes in einem Coworking-Space sein. Denn auch damit gibst du Mitarbeitenden die Flexibilität, ein Büro außerhalb der eigenen vier Wände zu sehen.
Tipp 9: Mindset-Arbeit und Führung sind wichtig
Damit hybrides Arbeiten in deinem Unternehmen gut funktioniert, müssen auch auf höchster Managementebene die Vorteile verstanden werden. Denn wenn in der Unternehmenskultur mehr Wert auf Anwesenheit und Kontrolle statt auf Eigenverantwortung und Ergebnisse gelegt wird, können Homeoffice und mobiles Arbeiten nicht funktionieren.
Führungskräfte-Trainings mit Fokus auf Vertrauen und digitale Führung, sowie Unterstützung für Teammitglieder bei der Selbstorganisation können dafür erste hilfreiche Maßnahmen sein. Und damit die Motivation im Team auch langfristig aufrechterhalten bleibt, sollten auch im Tagesgeschäft Austauschformate und Trainings beibehalten werden, um bei allen Teammitgliedern ein gemeinsames Verständnis der Zusammenarbeit im hybriden System zu schaffen.
Fazit: Zukunftssicherheit für Unternehmen durch Blended Work
Die Arbeitswelt der Zukunft braucht Hybride Arbeit: Mitarbeitende fordern mehr Flexibilität bei der Gestaltung ihrer Arbeit, und moderne Unternehmen bieten dafür die passende Infrastruktur. Jedoch funktioniert hybrides Arbeiten nicht von selbst. Bei aller Flexibilität und Freiheit braucht es klare Strukturen, die richtigen Tools, Raum für Kultur und Vertrauen in die Mitarbeitenden. Wer als Arbeitgebender hier investiert und mit den Mitarbeitenden im Austausch bleibt, schafft ein attraktives und zukunftssicheres Arbeitsumfeld.